NoFU strikes again?

Ein gern übersehenes Detail im Skandal um die Blockade der Berufung des Politikdozenten Albert Scharenberg wurde vor kurzem an ganz unverhoffter Stelle enthüllt. Ausgerechnet der sonst so präsidiale und in Sachen FU eher propagandistisch tätige Tagesspiegel enthüllte nämlich ein interessantes Detail aus der Vergangenheit des Vizepräsidenten Hempfer:

Das Politische werde von den Briefschreibern „hochgespielt“, sagt Hempfer, der sich einst in der „Notgemeinschaft“ an der Freien Universität engagierte. Die Notgemeinschaft war bis 1990 eine Gruppe konservativer Professoren, die die FU gegen den Einfluss linker Hochschullehrer und -gruppen verteidigen wollte. Hinter dem Brief stünden offenbar „interessierte Kreise“, die der FU im Elitewettbewerb schaden wollten, so Hempfer. Es könne kein Zufall sein, dass er wenige Tage vor der Entscheidung am kommenden Freitag erschienen sei

Hempfer vermutet also eine Verschwörung gegen die FU – ist jedoch scheinbar selbst nicht ganz abgeneigt gegenüber Meinungsmache hinter den Kulissen. Denn die einst legendäre, heute kaum noch bekannte Notgemeinschaft („NoFU“) war nicht nur irgendein X-beliebieger konservativer Professorenklüngel, sondern die entscheidende Kraft im Roll-Back gegen die seit ende der 60er Jahre von Studierenden und linken DozentInnen vorangetriebenen demokratischen Reformen an der Uni.
Unter dem ganz unideologisch-neutralen Titel „FU unter Hammer und Sichel“ gab die NoFU in den 70ern eine Zeitschrift heraus, in der in blühenden Farben eine drohende „Unterwanderung“ der FU durch Kommunistische Zellen ausgemalt wurde. Parallel dazu betätigte sich die NoFU als uniinterner Denunziantenclub: systematisch wurden die Namen linker AktivistInnen, KandidatInnen sozialistischer Wahllisten etc. gesammelt und sowohl potentiellen Arbeitgebern als auch dem Verfassungsschutz zugeschickt. In den Zeiten von Berufsverboten und Radikalenerlass hat derartiges Vorgehen so manchem Studi die Karriere zerstört.
Die Parallelen zum Fall Scharenberg sind frappierend: auch hier soll einem Dozenten aus politischen Gründen die Karriere geknickt werden. Denn trotz anderslautender Dementis ist es offensichtlich, dass allein Scharenbergs kritische Haltung und seine Mitgliedschaft im Kuratorium der Rosa Luxemburg Stiftung für die Blockade seiner Berufung verantwortlich ist. Wenn daher das Semtix-Blog dem FU-Präsidium in einer polemischen Schlagzeile „Mc-Carthy Methoden“ vorwirft und damit auf die unter Senator McCarthy während der 50er Jahre in den USA betriebene Kommunistenhatz anspielt, scheint das nicht allzuweit hergeholt. Mit Hempfer sitzen im FU Präsidium Leute, die schon in der Vergangenheit gerne mal schwarze Listen aufgestellt haben.
Die NoFU ist mittlerweile aufgelöst – jedoch nicht gescheitert, sie ist dank der Dominanz neokonservativer Kräfte an allen Schaltstellen der Macht mittlerweile überflüssig geworden, hat sich sozusagen zu Tode gesiegt. Wer sich dennoch über sie informieren will, kann dies am besten durch die im Unistreik 1988/1989 entstandene AStA-Publikation „Ein pechschwarzes Gebilde“ tun, das leider vergriffen ist, in einigen Bibliotheken jedoch noch zu haben sein müsste. Angesichts der Kontinuität der NoFU Akteure und scheinbar auch Methoden wäre vielleicht mal eine Neuauflage oder Online-Ausgabe angebracht. Bis dahin jedoch müssen wir mit einer Rezension auf der AStA-Homepage vorlieb nehmen, in der wenigstens einige wesentliche Infos versammelt sind.
Ein Bonmot am Ende: Eine der Vorfeldorganisationen der NoFU trug übrigens der hochtrabenden Titel „Bund Freiheit der Wissenschaft“ – Orwell läßt grüßen.

3 Gedanken zu „NoFU strikes again?

  1. Belege, Bitte! Wo konkret hat sich Scharenberg antikommunistisch geäußert? Dass er die Politik der Kommunistischen Parteien zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Ecken der Welt kritisiert hat, kann ich mir gut vorstellen – ist ja auch sehr notwendig, ein wenig linke Selbstkritik.
    Nur wo genau hat er die Grenze zum ideologischen Antikommunismus überschritten?

  2. Fragt doch mal eure alten Leute in der FSI. Scharenberg kam ja desöfteren zu AStA-Vorverhandlungsrunden, um mit dem Studiengebührenfreund und geutigen Linkspartei-MdA Wechselberg Stimmung zu machen gegen die marxistischen Linken.

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