In seiner Abschlussvorlesung am 11. Juli dieses Jahres sparte Bodo Zeuner, seines Zeichens Gewerkschaftsexperte und langjähriger Professor am OSI, nicht mit Kritik. „Die Freie Universität vor dem Börsengang?“ lautete der Titel seiner Ansprache. Zeuner kritisierte dabei nicht nur abstrakt die Entwicklung der FU, sondern nannte auch Namen:
„Präsident Lenzen ist nicht nur Chefmanager der „unternehmerischsten Universität“ Deutschlands, er macht auch aus seiner Parteinahme für Unternehmerinteressen und Unternehmerideologien keinen Hehl. Er ist Fördermitglied der vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall ins Leben gerufenen und finanzierten „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“. Die Initiative „Neue Soziale Marktwirtschaft“ ist ein neoliberaler Think-Tank, der stolz darauf ist, öffentliche Diskurse zu steuern, ja zu manipulieren, Journalisten zu beeinflussen, eine ideologische Deutungshoheit im Sinne seiner Auftraggeber herzustellen.
Als ehemaliger Spiegel-Journalist, der wegen seiner Versuche zur Demokratisierung des Blattes auf die Straße gesetzt wurde, kennt sich Zeuner aus mit Medien, Medienmanipulation und dem ideologischen Gehalt von scheinbar neutralen „Reformdiskursen“. Dennoch verfiel er nicht in das Fettnäpfchen, Lenzen alleine für den marktradikalen Kurs an der FU verantwortlich zu machen. Dieser sei vielmehr Ausdruck eines allgemeinen gesellschaftlichen Trends hin zur Ökonomisierung von Wissenschaft. Als einen Ausdruck dieser Tendenz kritisierte er auch den sogenannten Exzellenzwettbewerb und der Rolle des OSI dabei:
Um von der Unterfinanzierung des öffentlichen Guts „wissenschaftliche Forschung“ abzulenken, wird ein ruinöser Wettbewerb um das künstlich verknappte Gut „Exzellenz“ und den Titel „Eliteuniversität“ veranstaltet. Wer nicht gewinnt, steigt ab. Diese Anrufung wurde von der Freien Universität und auch von unserem Fachbereich besonders begeistert und besinnungslos aufgenommen.
Trotz der geradezu gewaltsamen Durchsetzung des Hochschulwettbewerbs bestand Zeuner darauf, dass Widerstand eben doch möglich sei:
… auf die Frage, ob man aus einer als ruinös erkannten Konkurrenz, aus einem race to the bottom, aussteigen kann, gibt es in der Tradition der Arbeiterbewegung eine Antwort: Organisierung von Solidarität zum Bau von Dämmen gegen Unterbietungskonkurrenz.
Am Ende des Vortrags holte Zeuner nochmal gezielter aus mit einem Angriff auf die allgemeine Rückgratlosigkeit in den oberen Etagen der deutschen Universitäten:
In der Wissenschaft aufgestiegene Menschen, vor allem die Professoren, sind daher im allgemeinen sozial sehr viel dümmer als etwa Fabrikarbeiter, die ziemlich früh durch Erfahrung lernen, dass es ihnen schlechter geht, wenn sie nur für sich ihr Glück versuchen, statt sich zusammenzuschließen: Allein machen sie dich ein, lautet die Formel für diese Solidarität.
Dem bleibt nicht mehr viel hinzuzufügen, meint die FSI Geschichte.
Den ganzen Vortrag könnt ihr auf den Seiten des Osi als pdf einsehen.
Ein Gedanke zu „Die FU vor dem Börsengang? – Abschiedsvorlesung Bodo Zeuner“
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