Erinnerungskultur selber machen!

Aus dem Veranstaltungsbericht des AStA zur Podiumsdiskusson „Die Freiheit die ich meine„, welche die FSI Geschichte am 6.11. ausrichtete:

Am gestrigen Abend fand an der FU Berlin erstmals eine öffentliche Diskussion über das am 6. September eingeweihte „Freiheitsdenkmal“ hinter dem Henry Ford Bau statt. Das Denkmal selbst war in den Semesterferien ohne jede universitätsinterne Diskussion aufgestellt und zehn anfang der 50er Jahre in der Sowjetunion ermordeten FU-Studenten gewidmet worden. Wieder einmal verweigerte sich Präsident Lenzen hier der Debatte mit den Studierenden, obwohl der AStA ihn seit dem 15. Oktober mehrfach schriftlich und telefonisch eingeladen hatte. Auch Vizepräsidium, Pressesprecher etc. die ausdrücklich angefragt waren, erschienen nicht. Stattdessen konnte Herr Martin Schönfeld vom „Büro für Kunst im öffentlichen Raum“ als Diskussionspartner gewonnen werden.

Die Diskussion verlief trotz der Verweigerung des Präsidiums sehr kontrovers, denn mit Lutz Utecht war auch ein Angehöriger eines der ermordeten Studenten zugegen. Trotz heftiger Angriffe und Streitszenen fanden sich allerdings einige Übereinstimmungen zwischen den Positionen der drei Podiumsredner und den Forderungen Utechts:

Die weitere Forderung von Herrn Utecht, die ermordeten zehn Studenten in ihrer Biographie ernst zu nehmen, stieß hingegen auf klare Zustimmung beim Podium. Martin Schönfeld betonte: gerade weil man sie Ernst nehmen wolle, müsse man fragen ob dieses für einen ganz anderen Zusammenhang entworfene Denkmal eine sinnvolle Geste oder nicht eine Instrumentalisierung sei. Ralf Hoffrogge schloß daran an und fragte, ob die Studenten nicht bereits in der Vergangenheit instrumentalisiert worden seien. Einer ersten Instrumentalisierung durch die Geheimdienste im Kalten Krieg folge nun eine zweite durch eine corporate-identity Kampagne der FU. Auch Professor Wippermann stellte noch einmal heraus: er sehe die Studenten eindeutig als Opfer. Jedoch sei das Denkmal in der bestehenden Form ein Mahnmal für die „Kampfgruppe“ und den „Völkischen Arbeiterrat“, und das könne auf keinen Fall so hingenommen werden.

Die Veranstaltung endete mit einem Vorschlag Schönfelds: die Studierenden der FU sollten die Erinnerungskultur selbst in die Hand nehmen:

Mit Zettelaktionen am und ums Denkmal, mit Diskussionen und anderen Aktionen könnten die Studierenden eigene Inhalte und eine eigene Erinnerungskultur entwerfen. Dieser Aufforderung konnte sich Ralf Hoffrogge im Namen des AStA nur anschließen. AStA FU und Fachschaftsinitiative Geschichte würden sich des Themas weiter annehmen und hofften auf rege Beteiligung.

In diesem Sinne sind wir gespannt auf Aktionen und Ideen rund um das sogenannte „Freiheitsdenkmal“. Einfach so stehen lassen sollten wir diesen Klotz wirklich nicht. Nicht nur wegen seiner 15 Tonnen Gewicht stellt der Klotz, von Prof Wippermann treffend als „Panzersperre“ karikiert, eine schwere Zumutung dar. Statt Antikommunismus in Bronze wäre eine studentische Erinnerungskultur von Unten notwendig.
Den ganzen Bericht zur Veranstaltung könnt ihr hier nachlesen. Auch die taz brachte einen Bericht zur Diskussion, liefert aber ihren LeserInnen außer ein paar emotional gefärbten Eindrücken wenig Fakten zur Debatte.

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