Ausstellung zur FU-Geschichte und 1968

Während das FU-Präsidium Geschichte nur als Rohstoff für Imagekampagnen sieht, haben sich an unerwarteter Stelle andere der bewegten FU-Geschichte angenommen: Das Landesarchiv Berlin eröffnete am 14. Dezember eine Ausstellung zur Studierendenbewegung 1967/68 an unserer Uni. Die Ankündigung liest sich ganz spannend:

Die studentische Protestbewegung nahm ihren Anfang an der Freien Universität Berlin (FU), von hier breitete sie sich über die gesamte Bundesrepublik aus. Die FU war im bewussten Gegensatz zur als unfrei und undemokratisch bezeichneten Universität Unter den Linden im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt als freiheitliche Reformuniversität 1948 gegründet worden. In allen beschlussfassenden Gremien waren die Studenten mit Sitz und Stimme vertreten. Damit unterschied sich die FU grundsätzlich von allen westdeutschen Universitäten. Die Auseinandersetzung um das „Berliner Modell“, das den Studierenden der FU weitgehende Mit- und Selbstbestimmungsrechte einräumte, begann mit dem Studentenkongress gegen die Atomrüstung im Jahre 1959.
In den folgenden Jahren weitete sich die studentische Protestbewegung weiter aus. Neben dem Widerstand gegen die politische Bevormundung durch das erstarrte Universitätssystem protestierten die Studenten gegen die Ausgrenzung „kritischer“, vor allem marxistischer Denktraditionen, gegen die Verdrängung der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik, gegen den Krieg der USA in Vietnam, gegen die Unterdrückung der Bevölkerung in Persien (Iran) und in anderen Diktaturen, gegen die Große Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und vor allem gegen die Notstandsgesetzgebung.
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Anhand von Flugblättern, Handzetteln und Plakaten der studentischen Gremien, Verbände und der Kommune I sowie von Akten über Gerichtsprozesse gegen Mitglieder der APO beleuchtet die Ausstellung vor allem die Ereignisse am 2. Juni 1967 und um den 11. April 1968 sowie die Proteste der Studenten gegen die verkrusteten Strukturen an den Hochschulen und Universitäten, den Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze sowie die Anti-Springer-Kampagne. Bereichert wird die Schau durch Fotografien und einmaliges Filmmaterial zu den Ereignissen der beiden Jahre.

Ärgerlicherweiser firmiert das ganze unter dem Titel „Studentenproteste in Berlin 1967/68“, also ob es protestierende Studentinnen wie Sigrid Fronius, seinerzeit AStA Vorsitzende oder Uschi Obermeier von der legendären Kommune I nie gegeben hätte…
Doch trotz dieser Peinlichkeit ist diese Ausstellung sicher allemal interessanter als die präsidiale Hausgeschichtschreibung, die unter dem Titel „Zukunft von Anfang an“ im Henry-Ford-Bau besichtigt werden kann. Zeigt das Präsidialamt dort von den ´68ern einzig einige beschmierte Bücher, die die Bösen Rabauken beschädigt haben, so bringt das Landesarchiv Originaldokumente über die politischen Ziele der Bewegung. Ohne die Ausstellung bereits gesehen zu haben, erscheint uns das doch als der weitaus interessantere Ansatz.
Für alle, die selbst einen Blick drauf werfen wollen – hier nochmal die Fakten:
Dauer der Ausstellung:
14. Dezember 2007 bis 18. April 2008
Öffnungszeiten:
Mo + Fr 9.00 – 15.00 Uhr
Di – Do 9.00 – 18.00 Uhr
Kontakt:
Landesarchiv Berlin
Eichborndamm 115-121
13403 Berlin
Tel.: 030 – 90264 – 0
Fax: 030 – 90264 – 201
info@landesarchiv-berlin.de
Mehr Infos: http://www.landesarchiv-berlin.de/lab-neu/01_01c56.htm

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