Ergebnisse der Umfrage zum Onlinesemester

Im Mai 2020 haben wir die Studierenden des Fachbereichs Geschichts- und Kulturiwssenschaften gebeten, eine Umfrage zu ihrer Studiensituation auszufüllen. Die Ergebnisse der Umfrage möchten wir an dieser Stelle nun veröffentlichen.

Sie sind in drei Teile gegliedert: Zuerst die Ergebnisse für den gesamten
Fachbereich sowie für die Studiengänge der Geschichtswissenschaft, da hier eine signifikante Teilnahme zu verzeichnen ist. Schließlich haben wir auf einige Schlussfolgerungen, Ideen und Forderungen, die unserer Ansicht nach aus den Ergebnissen resultieren, niedergeschrieben.

Das PDF mit allen Ergebnissen kann unter diesem Link heruntergeladen werden.

Der „offene Brief“ mit unseren Schlussfolgerungen für das kommende Wintersemester sei auch hier im Folgenden dokumentiert. Er bezieht sich auf die Ergebnisse für den gesamten Fachbereich.

Die Umfrageergebnisse bestätigten im Wesentlichen, was wir selbst in den vergangenen
Monaten in unseren Lehrveranstaltungen erlebten. An unserer Umfrage haben knapp 400
Studierende teilgenommen.

Zu Beginn des Semesters wurde uns ein “Kreativsemester” mit einem angemessenen Workload, verständnisvollem Umgang mit unseren Problemen und vor allem mit kreativen Lehr- und Lernformen versprochen. Abgesehen von einigen löblichen Ausnahmen sind diese Versprechen leider nicht eingehalten worden.

Im Gegenteil: die Lehre ist an vielen Stellen unkreativer geworden. Nicht wenige Seminare
sind in diesem Semester zum reinen Selbststudium geworden: Oft wurden wöchentliche
Diskussionen durch wöchentliche Textabgaben ersetzt, zu denen unseren Erfahrungen nach meist kein Feedback gegeben wurde. Das minderte die Lehr- und Studienqualität, wie auch unsere Umfrage zeigt, nach der sich viele Studierende mehr Videokonferenzen, Diskussionen und Interaktion wünschen, und in den meisten Seminaren, in denen Videokonferenzen eingesetzt wurden, kam es nicht wirklich zu Diskussionen.

Einhergehend mit der sinkenden Qualität des Lernens an der Universität kam in diesem
Semester ein massiver Anstieg der Anforderungen. Laut unserer Umfrage sind fast 50% der
Studierenden am Fachbereich GeschKult von der momentanen Arbeitsbelastung überfordert. Dafür, dass niemand mehr 3 Stunden am Tag zur Universität fahren muss und die Belastung damit eigentlich sinken sollte, ist diese Zahl beeindruckend. Unter diesen Bedingungen halten wir es nicht für wünschenswert, ein zweites Onlinesemester nach dem Muster des aktuellen durchzuführen.

Doch gleichzeitig halten wir dieses Semester für eine Chance, daraus zu lernen. Was braucht es also für ein zweites, besseres Onlinesemester? Die Ergebnisse unserer Umfrage legen unserer Meinung nach folgende Schlüsse nahe:

  1. Es braucht deutlich mehr Transparenz an allen Stellen des Onlinesemesters, insbesondere wichtig sind folgende Punkte:
    • Transparenz zu Anwesenheit und Fehlzeiten
    • Transparenz zu Teilnahme- und Prüfungsleistungen
  2. Ebenso wichtig ist Feedback:
    • von Seiten der Dozierenden für die Studierenden, damit diese auch wissen, was gut und schlecht ist und wie ihre Texte für die nächste Abgabe verbessert werden
      können. Uns ist bewusst, dass die Dozierenden das nicht jede Woche für 30 Studierende leisten können. Deshalb wäre zumindest ein Gruppenfeedback, ein einzelner Satz oder ein- oder zweimal im Semester genaueres Feedback gut, damit die Abgaben auch einen Mehrwert bringen.
    • von Seiten der Studierenden für die Dozierenden während des Semesters, um die Lehre ggf. direkt verbessern zu können.
  3. 3. Die Arbeitsbelastung darf die eines regulären Semesters nicht übersteigen
    • Jede Woche einen Text zu schreiben und in einem Seminar zu sein, übersteigt
      die reguläre Arbeitslast.
    • Doppelt so viele Texte zu lesen wie in regulären Semestern übersteigt die
      reguläre Arbeitslast.
    • Die Zeit, die die Studierenden zur Universität fahren, ist keine Arbeitszeit. Das
      Wegfallen der Fahrzeit ist keine Begründung zur Erhöhung der Arbeitslast.
  4.  Zum Studieren braucht es mehr als nur Lehre
    • Auch wenn die Bibliotheken wieder (halbwegs) geöffnet sind, muss das Ziel
      sein, arbeiten in der Universität zu ermöglichen. Dazu könnte man kleinere
      Seminarräume als Arbeitsräume nutzen, denn bislang gibt es viel zu wenig
      Arbeitsplätze an der Uni für all die Studierenden, die zu Hause nicht produktiv
      arbeiten können.
    • KommunikIdeenation zwischen Studierenden und Dozierenden, außerhalb von
      Seminaren, ist wichtig und funktioniert am besten in Echtzeit.
  5. 5. Es braucht mehr Interaktion und Diskussion zwischen Studierenden untereinander und zwischen Studierenden und Dozierenden
    • Allein Texte zu schreiben reicht nicht. Diskussionen machen einen wichtigen
      Teil des Geschichtsstudiums aus. Sie sollten im Videochat stattfinden.
      Diskussionsforen wie beispielsweise das Blackboard-Diskussionsforum
      funktionieren unserer Erfahrung nach nicht gut.
    • Alle Veranstaltungen sollten zumindest eine Live-Komponente haben
    • Arbeit und Diskussion in Kleingruppen
  6. 6. Es braucht mehr kreative Lehr- und Lernformen:
    • alternative, multimediale Lehrgestaltung: Filme/Dokus ansehen, Besuch von
      Onlineausstellungen/-museen, Audio-/Video-/Bildquellen einbinden
    • Kreative Aufgabengestaltung: Podcasts, Schreibaufgaben, Screencasts, Gruppenarbeiten Filme/Videos, kreative Schreibaufgaben, Screencasts, Gruppenarbeiten

Wir verstehen, dass die Maßnahmen und das Onlinesemester nötig waren und weiterhin nötig sind. Wir verstehen, dass ein weiteres Onlinesemester wahrscheinlich ebenfalls nötig ist. Wir fordern keine sofortige oder bedingungslose Rückkehr zur Präsenzlehre. Allerdings wäre ein teilweises Anbieten von Präsenzseminaren unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen, etwa durch Nutzung der Vorlesungssäle, wünschenswert. Parallele Onlineseminare für Risikogruppen und Studierende, die aus anderen Gründen nicht an Präsenzveranstaltungen teilnehmen können, sollten natürlich weiterhin angeboten werden.

Wir fordern, aus den gemachten Fehlern sowie den positiven Aspekten zu lernen. Denn nur dann kann ein zweites Onlinesemester besser werden als das erste.

FSI Geschichte FU