Wir trauern um Wolfgang Wippermann

Am 3. Januar 2021 verstarb Prof. Dr. Wolfgang Wippermann, der am Friedrich-Meinecke-Institut der FU als außerplanmäßiger Professor Neuere Geschichte lehrte und unsere Semesterpläne für viele Jahre mit interessanten Seminaren zum Thema Faschismus(-theorie) bereicherte.

Wippermann wurde am 29. Januar 1945 in Wesermünde geboren. Nach Promotion und Habilitation bei Ernst Nolte distanzierte er sich von dessen immer rechteren Ansichten und wurde zu einem der letzten Linken in der BRD-Historiker*innenschaft, wobei er bis zum Ende seines Lebens sowohl der SPD als auch einer Studentenverbindung als alter Herr angehörte. Dabei schreckte er nicht davor zurück, kontroverse Positionen einzunehmen. Zu erwähnen ist an dieser Stelle das engagierte Eintreten gegen die Totalitarismus- und Extremismustheorie, die er als unwissenschaftlich zurückwies. Als wissenschaftliche Leistungen sind insbesondere seine Arbeiten zu Faschismustheorien und zur Faschismusforschung hevorzuheben, so etwa seine Analyse des NS-Regimes als „Racial State“ oder seine Forschung zur verbrecherischen Vergangenheit des  Wissenschaftsstandorts Dahlem. Auch seine Arbeiten zur Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus müssen an dieser Stelle erwähnt werden. Er thematisierte damit Verbrechen, die in der alten Bundesrepublik nicht als solche anerkannt und entschädigt wurden und kämpfte als Gutachter wie auch als Hochschullehrer dafür, dies zu ändern. Die Opfer und deren Nachfahren fanden in Wippermann einen Bündnispartner, bevor sich die offizielle Erinnerungspolitik des Themas annahm.

Wer bei ihm im Kurs oder in der Vorlesung saß, hat sicher auch heute noch eine seiner Anekdoten im Ohr. Er blieb dabei nicht ohne Ecken und Kanten, doch die aktive Diskussion war ihm stets ein Anliegen. Als Kritiker des verschulten Bacholor/Master-Systems bezeichnete er die Studierenden gerne mal als „Mickymaus-Studenten“, freute sich aber, wenn sein Eindruck widerlegt wurde. Viele kannten ihn auch als verlässlichen Korrektor ihrer Abschlussarbeiten. Wer in seine Sprechstunde ging, wird noch den Geruch seines Pfeifentabaks in der Nase haben. Auch der FSI Geschichte war er sehr zugeneigt. So veranstaltete er jahrelang auf unsere Anfrage die kritische Campustour während der Orientierungswoche für Erstsemester und war einer der wenigen Professor*innen, die sich auf den Hoffesten der FSI blicken ließen. Wir werden ihn vermissen.

Die Beisetzung findet am Dienstag, den 26. Januar 2021, um 11.00 Uhr
auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in 14129 Berlin-Nikolassee, Potsdamer
Chaussee 75 (Eingang Wasgensteig), statt.

Weitere, ausführlichere Nachrufe:
Friedrich-Meinecke-Institut von Prof. Daniela Hacke
Tagesspiegel
Junge Welt
Persönlicher Nachruf von Karsten Krampitz im Neuen Deutschland