Bereits in der letzten Woche mutmaßte die TAZ: „FU-Chef Lenzen soll nach Hamburg“ . Vorerst blieb es ein Gerücht, dass der Patriarch der FU Berlin sich als Präsident der Hamburger Universität beworben hätte, beide Hochschulen bewahrten vorerst Stillschweigen. Im Laufe der Woche bestätigten sich die Gerüchte und am gestrigen späten Nachmittag wurde es höchstoffiziell. So sollte sich Dieter Lenzen als einziger Kandidat im Akademischen Senat der Universität Hamburg präsentieren und zur Wahl stellen. Aufgrund der Proteste von ca. 1000 Hamburger Studierenden vor und hinter den Türen des Hörsaals blieb Lenzen jedoch fern. Heute war es dann so weit, in der nachgeholten Sitzung wurde Dieter Lenzen mit 14 zu 2 Stimmen bei einer Enthaltung gewählt.
So er denn die Wahl annimmt können wir nur sagen: Goodbye, Dieter Lenzen. Ob er tatsächlich die FU verlassen möchte, macht er von den kommenden Verhandlungen um inhaltliche und finanzielle Punkte abhängig. Als er vor geraumer Zeit noch als Kandidat der CDU gehandelt wurde, welcher der FU den Rücken kehren könnte, sagte er noch voller Selbstüberschätzung: „Das wäre sonst ja, als hätte man ein Kind gezeugt und würde sich davonmachen.“. Nun geht er möglicherweise davon. Wir sehen dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, da Lenzen die Ökonomisierung der Hochschule vorrantrieb, durch diskriminierende und äußerst fragwürdige Äußerungen auffiel (Themen: Kreationismus ; Rassismus), den Exzellenzwahn an der FU auf die Spitze trieb und versuchte jegliche Reste demokratischer Mitbestimmung durch seine autokratische Herrschaft zu beseitigen. Weinend, da sich zum einen nun die Hamburger Studierenden mit ihm auseinandersetzen müssen, bzw. ihm bereits bei den Protesten vor und nach seiner Wahl bereits deutlich zeigten, dass er nicht Willkommen ist. Von hier aus schon einmal viel Glück. Zum anderen ist Dieter Lenzen aufgrund seines offenen Despotismus stets ein besonders dankbares Beispiel für die undemokratischen Zustände der Berliner Universitäten gewesen.
Dass er nun höchstwahrscheinlich in Hamburg weiter sein Unwesen treibt, verlagert zwar eine Person, allerdings kein grundlegendes Problem. Nach wie vor herrscht in allen wichtigen Gremien der universitären Selbstverwaltung eine strukturelle professorale Mehrheit (Stichwort: Erprobungsklausel) und nach wie vor wird die Freie Universität ihren Wandel zu einem wettbewerbsorientierten Unternehmen im Kampf um Exzellenz, Drittmittel und Prestige fortsetzen. Nun gilt es die Gunst der Stunde und den Elan des gerade laufenden Bildungsstreiks zu nutzen um mit dieser personellen Änderung auch strukturelle zu erwirkten.
Nichtsdestotrotz: „auf Wiedersehen“ möchte man nicht wirklich sagen, vielleicht eher: Tschüss, Dieter Lenzen. Bleibt nur noch abzuwarten, ob er die Wahl in der nächsten Woche auch annimmt.