Gestern fand die von uns im Vorfeld angekündigte Institutsversammlung des FMI statt. Vor etwa 70 anwesenden Institutsmitgliedern aller Statusgruppen stellte die neue Doppelspitze, Sösemann und Nolte, unter dem Titel „Das FMI auf exzellentem Weg“ ihre Phantastereien vor – ein hochschulpolitisches Spektakel ohnegleichen. Leider waren kaum Studierende anwesend, was jedoch nicht verwunderlich ist, wenn mensch bedenkt, dass das einzige Plakat, das auf die Veranstaltung hinwies, im (!) Fahrstuhl versteckt war, und das, obwohl „Kommunikation“ zu den Schlagworten des Abends zählte.
Die Redeliste war lang, sehr lang, um genau zu sein: 15 RednerInnen hatten sich bereit erklärt, von ihrer Arbeit zu berichten. Den Auftakt bildete natürlich die ausführliche Selbstdarstellung der beiden Gastgeber. Mensch konnte schon ins Staunen kommen, jetzt wo er oder sie endlich einmal einen ganzen Abend lang erklärt bekam, an was für einem ausgezeichneten, ja (fast) vollkommenen Institut er bzw. sie studieren darf. Sowohl die Einführung der BA/MA-Studiengänge schien vollkommen geglückt zu sein, als auch die Zusammenarbeit mit diversen Zentral- udn Forschungsinstituten. Die Vorstellung des Exzellenzclusters „Topoi“ und die Einführung des Mentoring-Programms zur Betreuung der ErstsemesterInnen waren weitere Glanzpunkte in der Zwischenbilanz der neuen FMI-Doppelspitze. Die einzigen Wermutstropfen bildeten der Bericht zur aktuellen Finanz-Situtation der Bibliothek und der Redebeitrag der Studierenden.
Denn, wie nicht anders zu erwarten war, war der Blick der beiden VertreterInnen der FSI Geschichte auf das Institut ein anderer. Die, zumindest zahlenmäßig, wichtigste Statusgruppe bekam jedoch erst ganz am Ende der Veranstaltung die Gelegenheit, das Wort zu ergreifen, als die Anwesenden bereits mehrheitlich damit beschäftigt waren, in Gedanken den Sturm auf das Buffett vorzubereiten – schon dieser Fakt allein eine Frechheit. Hinzu kommt, wie bereits erwähnt, dass die Studierendenschaft gar nicht bzw. sehr spät über die Veranstaltung informiert wurde. Doch auch inhaltlich kam es zu starken Auseinandersetzungen.
Die beiden Mitglieder der Fachschaftsinitiative stellten einerseits die Arbeit der FSI Geschichte am Institut vor, die von der Organisation der O-Tage für ErstsemesterInnen, über das Histo-Kino bis zu Themenfahrten etc. reicht, andererseits waren sie die Einzigen, die den Mut hatten, Kritik zu äußern. Neben den noch immer bestehenden Problemen in den neuen BA/MA-Ordnungen zum Beispiel bei Auslandsaufenthalten, beim Setzen eigener Studienschwerpunkte, der starken Reglementierung des Studiums durch Anwesenheitszwang, Modularisierung und Campus Management und Problemen beim Nebenfachwechsel (Neudeutsch: Wechsel der 30- bzw. 60 LP-Modulpakete, die momentan laut Satzung der FU zu Studienangelegenheiten nur zum dritten Fachsemester des Hauptfachs möglich ist) wurden auch Themen wie die professorale Mehrheit in allen akademischen Gremien und damit verbunden die faktisch nicht vorhandene studentische Mitbestimmung angesprochen.
Die Reaktion der Geschäftsführung auf die vorgebrachten Zweifel am „exzellenten Weg“ des FMI war beispielhaft für den Umgang mit studentischer Kritik an der FU. Gönnerhaft lächelnd und wohlwollend witzelnd versuchten die beiden über die eigentlichen Inhalte hinwegzugehen, schließlich habe man immer ein offenes Ohr für studentische Belange und die Studierenden sollen sich doch trauen, diese auch im Institutsrat anzusprechen – als ob dies nicht schon seit Jahren der Fall wäre! Der Eindruck pöbelnder-und-sonst-nichts-tuender-Studierender, der auf diese Weise bei den Anwesenden entstehen musste, ist schlicht und ergreifend falsch: Die FSI Geschichte spricht sowohl im Institutsrat als auch im Fachbereichsrat und in diversen Kommissionen immer wieder genau diese Punkte an, wird dabei jedoch regelmäßig abgewiegelt und / oder übergangen. Ganz offensichtlich will mensch nicht sehen, was nicht ins „exzellente“ Bild passt.
Fassen wir zusammen: Die Befürchtungen unsererseits, die wir bereits in unserer Blogankündigung geäußert hatten, haben sich mehr als bestätigt. Es handelte sich um ein Selbstbeweihräucherungs-Veranstaltung, wie es sie am FMI wohl schon seit Langem nicht mehr gegeben hat. Uns als Fachschaftsinitiative bleibt nichts, als auch weiterhin vehement die Viertelparität in allen akademischen Gremien zu fordern und regelmäßig und unbequem bei deren Sitzungen am FMI und im Fachbereich zu erscheinen, so frustrierend dies auch sein mag.
Unser Fazit des Abends: Auf „exzellentem“ Weg befindet sich das FMI ganz sicher nicht, zumindest nicht, wenn „Exzellenz“ wirklich auch „exzellente“ Lehre, Mitbestimmung und Kommunikation beinhalten sollte!