Einige neue Enthüllungen im Streit um die Bibliotheksreform an der FU ergaben sich in der letzten Sitzung der Kommission für Forschung und Lehre am 4.3. , von der nun ein ausführlicher Bericht auf dem blog der fachschaftsinitiativen zu lesen ist.
Das Präsidium hält weiter an der Zusammenlegung der Bibliotheken des Fachbereichs Politik und Sozialwissenschaften fest. Auch die Aussortierung von mehreren hunderttausend angeblich nicht mehr gebrauchten Büchern will man stur verfolgen. Nur die Idee, alle Bücher als Spende nach Vilnius zu schicken. Die in einer Presseerklärung vollmundig angekündigte Bücherspende nach Litauen scheitert wahrscheinlich an den Transportkosten. Die von der FSI Geschichte bereits im Dezember befürchtete „Mülltonnen-Lösung“ scheint damit wieder ausdrücklich zur Debatte zu stehen:
In Bezug auf das Vorhaben, viele Bücher aus dem FB PolSoz nach Vilnius zu schaffen, herrschte relative Unklarheit: Selbst das gesamte Präsidium unterhalb von Präsident Lenzen sei damals überrascht gewesen von dieser Pressemitteilung des Präsidenten. So fern es diese Mitteilung denn tatsächlich gegeben habe.
Ein Transport dieser Bücher über diese Entfernung sei laut Keitel-Kreidt angesichts der Geldmittel der FU unrealistisch. Nicht zuletzt deshalb sei unklar, wie viele Bücher bei einer Realisierung denn überhaupt von einem solchen Transport nach Vilnius betroffen wären. Doch das Fazit lautete letztlich: Wenn die FU einen solchen Transport nicht bezahlen würde und auch Vilnius dies nicht täte (wovon ausgegangen wird), würden die Bücher wohl hier bleiben. In diesem Fall käme folgende “Lösung” zum Tragen, auf deren Zusammenhänge ich danach nun genauer eingehen werde:
1. Sie (das heißt vor Allem “überzählige” Bücher) werden verkauft. Auf Flohmärkten, Bücherbasaren o.ä.. Und/oder
2. sie werden verschenkt und/oder
3. Sie werden weg geworfen.
Es wird jedoch davon aus gegangen, daß es sich um so viele Bücher handelt, daß selbst über Verschenken und Verkaufen nicht genügend davon an den Mann oder die Frau gebracht werden könnten.
So verbleibt, voraussichtlich (ich will dies nicht zu 100 % behaupten), das Wegwerfen einer unbestimmten Zahl an Büchern.
Seltsam, Seltsam – erst wird eine große Spende angekündigt, dann weiß die Vizepräsidentin von nichts und bezweifelt, dass es diese Ankündigung überhaupt gegeben hat. Im Internet ist sie allerdings nachzulesen, und zwar hier. Wenn mittlerweile nicht einmal mehr die Vizepräsidentinnen über die Geistesblitze und Staatsaktionen des Präsidenten informiert sind, scheinen wir an der FU wohl eine neue Ebene des Absolutismus erreicht zu haben…
Ein weiteres relevantes Faktum des Berichts ist auch die Bestätigung, dass das unsinnige Zentralisieren und Zusammenlegen von immer mehr Bibliotheken auf immer kleinerem Raum weitergehen soll. Nicht zwanzig, sondern nur noch zwölf Bibliotheken sind laut Vizepräsidentin Keitel-Kreidt das Ziel:
Von mir, Bezug nehmend auf einen Taz-Artikel von 2006, auf das Vorhaben der FU-Leitung angesprochen, die Bibliotheken in der FU von 150 auf 20 Großbibliotheken zu reduzieren, wurde mir entgegnet, daß inzwischen so gar nur noch 12 solche Bibliotheken geplant seien – entsprechend der Anzahl der Fachbereiche in der FU. Der vorerst gescheiterte Plan, dies nach der Philologischen Biblithek im Fachbereich PhilGeist (wo nahezu alle Bibliotheken dieses Fachbereichs inzwischen untergebracht sind) nun auch mit einer solchen “dezentralen Zentralbibliothek” im Fachbereich PolSoz zu tun, steht im Zeichen dieses Gesamtplans.
Sollten diese Planungen ungehindert voranschreiten und die Fachbereiche aus Angst vor Sanktionen keinen Widerstand einlegen (denn jeder Fachbereichsrat kann derartige Pläne mit einer einfachen Abstimmung verhindern!), werden aus der FU wohl noch mehr Bücher in die Antiquariate und Mülltonnen Berlins umgesiedelt….
Nur eine kleine inhaltliche Anmerkung zu folgendem Satz:
„Das Präsidium hält weiter an der Zusammenlegung der Bibliotheken des Fachbereichs Politik und Sozialwissenschaften fest“.
Diese Pläne sind nicht nur auf präsidialer Anordnung hin geschehen. Der rechtskräftige Beschluss dazu wurde schon einige Jahre zuvor vom PolSoz-Fachbereichsrat verabschiedet und im Februar erneut bestätigt, durch den Hinweis, sich zwar weiterhin für eine Zusammenlegung der einzelnen Bibliotheken am Fachbereich auszusprechen, aber nicht für eine Fusionierung mit der UB. Diese Initiative geht ausschließlich vom Präsidium und einigen Stiefellecker_innen am Fachbereich aus, die nun in der Phase der Fachbereichszusammenlegung alles versuchen, die Bedingungen soweit zu verschlechtern, das in ein paar Jahren alle fröhlich aufschreien werden, wenn es darum gehen wird, mit der UB zu fusionieren….Denn Rechnungen in der zuständigen PolSoz-Bibliothekskommission haben bereits ergeben, dass bei einer reinen fachbereichsinternen Zusammenlegung mit guten Willen kein einziges Buch mehr weggeschmissen werden müsste. Trotzdem schreibt die UB 8 Stellen zum Aussortieren von Büchern aus und trotzdem werden auf Anweisung der präsidiumsnahen OSI-Bibliotheksleiterin bereits jetzt viele Bücher aussortiert. Die noch größeren bevorstehenden Aussortierungen stehen damit im direkten Zusammenhang mit den UB-Fusionsplänen des Präsidiums und sind in dem Maße, wie es uns bevorsteht, keine notwendige Konsequenz der Umstrukturierung der FU-Bibliotheken an den einzelnen Fachbereichen. Sie werden durch die Profilschärfungsneurosen und den Druck des Präsidiums auf die jeweiligen Fachbereiche erst geschaffen.