Seit Semesteranfang veranstalten die Fachschaftsinis der FU die Vorlesungsreihe „Wissenschaft und Kritik“. In dieser Woche findet die Veranstaltung der FSI Geschichte statt. Am Donnerstag, den 03.06.10, wird Dr. Martin Lücke ab 18 Uhr im Raum A127 des Friedrich-Meinecke-Instituts (Koserstr. 20) zur Thema „Holocaust und Nationbuildung – Wissenschaftskritische Anmerkungen zum Umgang mit dem Thema Holocaust in Geschichtskultur, -unterricht und -didaktik“ referieren:
Das Erinnern an den Holocaust und an Antisemitismus und Ausgrenzung im Nationalsozialismus geht gegenwärtig vom kommunikativen Gedächtnis der Gesellschaft in ihr kulturelles Gedächtnis über. Die Geschichten von Opfern, Tätern und Zuschauern (um sich vorübergehend dieser nicht immer plausiblen Einteilung zu bedienen) sind kaum noch als face-to-face-Geschichten der Mitlebenden greifbar. Dass Opa doch kein Nazi war, kann er uns also nicht mehr selbst erzählen.
Der Vortrag geht der Frage nach, welche gesellschaftlich-politische Funktion der Umgang mit dem Thema des Holocaust in Geschichtskultur, Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht gegenwärtig spielt. Dabei wird wissenschaftskritisch insbesondere der Blick darauf gerichtet, welche Rolle historisches Lernen zum Thema Holocaust in der deutschen Geschichtskultur und im Geschichtsunterricht spielt und nach Meinung der auf diesem Feld tätigen Akteure spielen soll. Dient gerade das Thema Holocaust dazu, in der kulturell hybriden Phase des Abschieds vom kommunikativen Gedächtnis ein neues Leitbild einer sich vorbildlich mit seiner Vergangenheit beschäftigenden Nation herzustellen? Und soll dieses Leitbild dauerhaft in das kulturelle Gedächtnis integriert werden?
Wir freuen uns auf einen interessanten Vortrag mit spannender Diskussion, sowie auf euch 🙂