Veranstaltungshinweis: „Politischer Antisemitismus und die Protokolle der Weisen von Zion“

Eine Veranstaltung im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus

Antisemitismus ist ein umfassendes politisches Projekt. Sein wohl bedeutendstes Manifest sind die „Protokolle der Weisen von Zion“. Angeblich entlarven sie die Verschwörung einer Gruppe von Juden, die planen, die Weltherrschaft zu erobern.
Seit der ersten Veröffentlichung der Schrift im zaristischen Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie nahezu über den gesamten Globus verbreitet und in diverse Sprachen übersetzt. In der muslimischen Welt und in Russland werden die „Protokolle“ bis heute in großem Umfang vertrieben. Die „Protokolle“ sind ein zentraler literarischer Bezugspunkt anti-semitischer Welterklärung geblieben.

Referent:

Michael Zantke, Student der Politikwissenschaft
Zeit und Ort:
Am Freitag, 19. November 2010 um 18:45 Uhr
in der Galerie der Amadeu Antonio Stiftung (Linienstr. 139 nahe dem U-Bhf Oranienburger Tor)

Der Vortrag befasst sich mit der Wirkungsgeschichte der Schrift im Kontext des Nationalsozia-lismus. Es kann behauptet werden, dass die Nazis ihre Legitimation zur Vernichtung der Juden aus den „Protokollen“ bezogen. Obwohl es zumindest zweifelhaft ist, dass Hitler selbst an die Echtheit der „Protokolle“ glaubte, verstand er es, die Schrift in sein Weltanschauungssystem zu integrieren und als Mittel der Massenbeherrschung zu instrumentalisieren. Zudem entdeckte er im „jüdischen Welteroberungsplan“ eine Handlungsvorlage für die eigene Politik. Auch Hitler wollte die Welt beherrschen. Er erblickte in den Gedanken der „Weisen von Zion“ eine ihm verwandte Geistesart. Paradoxerweise sahen also Hitler und andere antisemitische Vordenker die jüdische Weltverschwörung als Vorbild ihrer eigenen Ordnungsvorstellung. Sie hielten die „Weisen von Zion“ für die berufenen Staatsmänner des Massenzeitalters, von denen nicht-jüdische Politiker zu lernen hätten. Der Vortrag legt insofern die Ambivalenz des antisemitischen Judenbildes offen und verweist auf die enge Verbindung von Anti- und Philo-semitismus.
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