FU Berlin will 500.000 Bücher wegwerfen!

Laut Informationen aus dem Institutsrat der Ethnologie sowie aus Bibliothekskreisen sollen an der FU im Fachbereich Politik und Sozialwissenschaften demnächst bis zu eine halbe Million Bücher ausgesondert werden. Was mit den Büchern genau passieren soll, ob sie eingestampft oder verkauft werden ist unklar. Sicher ist nur: den Studierenden werden die Bücher nicht mehr zur Verfügung stehen.
Hintergrund ist die anstehende Renovierung der Universitätsbibliothek (UB), die zu einer Zusammenlegung aller Bibliotheken des Fachbereichs Politik und Sozialwissenschaften im Gebäude der UB genutzt werden soll. Eine email aus der Mitarbeiterschaft einer der vier betroffenen Bibliotheken beschreibt den Vorgang wie folgt:

…es geht darum, dass kürzlich von unser aller Präsidium beschlossen wurde, alle Bibliotheken unseres Fachbereichs zusammen zu legen, und zwar in der UB. Diese – sowieso renovierungsbedürftig und hier liegt der erste spar-Gedanke – wird für aber immerhin stolze 15 mio euro renoviert/umgebaut. Mit dem in den Augen des Präsidiums offenbar unproblematischen, uns aber doch, nun ja, zumindest erstaunenden Endergebnis, dass nicht genug Platz für alle vorhandenen Bücher ist (ganz zu schweigen von Neuanschaffungen). Was also tun? Aussondern. Die Größenordnungen sind folgende:
der Fachbereich verfügt z.Z. über 767.755 Bände, die sich wie folgt verteilen:
OSI: 555.000
Publizistik: 112.755
Soziologie: 65.000
Ethnologie: 35.000
Die derzeitigen Planungen sehen vor, DIE HÄLFTE dieses Bestandes auszusondern, also um die 350.000 Bände. Der übrigbleibende Rest soll zu 1/3 in den Freihandbestand und 2/3 ins Magazin. Ausgesondert wird nach dem Prinzip: alles muss nur EIN MAL vorhanden sein -und hier rechnet man den UB-Bestand sogar hinzu.

Nach weiteren Informationen aus dem Institutsrat Ethnologie sollen sich die Zahl von 350.000 Bänden sogar nur auf die Doubletten beziehen. Insgesamt sollen „mindestens 500.000 Bände“ aussortiert werden. Mit den Aussonderungen soll bereits in naher Zukunft begonnen werden.
Protest kam bisher nur am Institut Ethnologie auf, die Bibliotheken der Publizistik und des Otto-Suhr-Instituts haben sich angeblich sogar für die geplante Zusammenlegung ausgesprochen. Die Bibliotheken der Fachbereiche Jura und Wirtschaftswissenschaften hingegen haben sich angeblich erfolgreich gegen die Zusammenlegungspläne gewehrt.
Es sollen also schon bald an der FU eine halbe Million Bücher ohne Not in den Müll wandern, eine gigantische Vernichtung von gesammeltem Kulturgut und bereits ausgegebenen öffentlichen Geldern. Die Studienbedingungen werden sich dadurch massiv verschlechtern, denn bereits seit Jahren sind die Bibliotheken der FU mit Neuanschaffungen im Rückstand und viele Studierende der Geistes und Sozialwissenschaften sind nur durch Ausweichen auf andere Einrichtungen (Staatsbibliothek, VOEBB etc) überhaupt in der Lage, sich ihre Literatur zu beschaffen.
Von dem Prozess werden auch nicht nur Studierende der vier genannten Fächer betroffen sein – sämtliche Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Studiengänge leiden darunter, denn viel interdisziplinäres Schriftgut (darunter natürlich auch massenweise Geschichtsbücher!) wird notwendigerweise mit „ausgesondert“ werden.
Es ist ferner symptomatisch, dass derartig radikale und unsinnige Pläne niemals offen mit den Betroffenen diskutiert werden. Sowohl Studierende als auch BiblitotheksmitarbeiterInnen erfahren die Vorgänge erst, wenn die Pläne schon kurz vor der Umsetzung stehen – und auch dies nur durch halboffizielle Kanäle. Um die Planungen tatsächlich umzusetzten, bräuchte es allerdings die Kooperation der betroffenen Institute, ihrer Studierenden und BibliotheksmitarbeiterInnen. Es steht zu hoffen, das Protest aus allen Richtungen diese Pläne verhindern wird.
Alle, die nicht davon begeistert sind, dass die FU eine Halbe Million Bücher wegwirft sollten sich also JETZT überlegen was zu tun ist. Protestbriefe und emails ans Präsidium, Leserbriefe an Zeitungen, kritische Nachfragen in den betroffenen Bibliotheken – es muss einiges getan werden, um zu verhindern dass diese Pläne hinter dem Rücken der BibliotheksbenutzerInnen umgesetzt werden.

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